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Eine Schlittenfahrt Anno-Dazumal

Heutzutage ist eine Schlittenfahrt ein lustiger Rodelspaß für die ganze Familie. Früher war das anders...

Hornschlitten als winterliche Arbeitsgeräte

Mittel zum Zweck und alles andere als spaßige Rodelpartie

Heute ist eine Schlittenfahrt eine lustige Angelegenheit und ein Freizeitspaß für die ganze Familie. Früher war das anders. Bis in die 60er-Jahre wurden Hornschlitten als winterliche Arbeitsgeräte eingesetzt. Auf halsbrecherische Weise beförderten Holzknechte die tonnenschweren Stämme ins Tal. Wie man das machte, darüber berichtet Walter Marksteiner, der die sperrigen Schlitten selbst lenkte.

 

Es gab keine Seilwinden, keinen Forstweg, keine Maschinen wie heute

Zu Beginn ein Gedankenspiel:

Wer auf eisigem Terrain und in voller Fahrt mit seiner Freizeitrodel die Kurve galant nimmt, der beherrscht das rasante Gefährt. Wenn man dieselbe Kür nun mit einem stattlichen Mann auf dem Rücksitz versucht, der vielleicht auf der Hütte ein paar Punsch zu viel hatte und so die Grenzen der Gravitation auslotet, dann wird das sportliche Unterfangen schon schwieriger. Und wenn man sich das Ganze nun mit einem sperrigen Holzschlitten vorstellt, der mit tonnenschweren Stämmen beladen mitten durch den Wald Richtung Tal rattert, dann bekommt man zumindest eine Ahnung von der Leistung, die damals die Holzknechte täglich vollbrachten. 

Nur noch wenige Einheimische können von der harten und gefährlichen Holzarbeit berichten, die Jahr für Jahr im winterlichen Brandenberg verrichtetet wurde. Es gab keine Seilwinden, keinen Forstweg, keine Maschinen wie heute – nur die Schlitten und mutige Männer, die die halsbrecherische Fahrt auf sich nahmen. Das „Blochtreiben“ (Holzstämme zu Tal bringen) war eine schwere Arbeit. Im Winter wurden die Baumstämme mit dem Schlitten aus den steilen Waldstücken fahren. So auch in Brandenberg, wo bis 1966 die Holztrift betrieben wurde.

Es war zwar eine schwere Arbeit, aber die schönste Zeit in meinem Leben.
Walter Marksteiner, ehemaliger Holzknecht

Walter Marksteiner

Walter Marksteiner erinnert sich noch gut an die Zeit, als er als Holzknecht in Brandenberg arbeitete

Er selbst war 18 Jahre lang bei den Bundesforsten tätig. „Es war die schönste Arbeit die man sich vorstellen kann“, sagt der heute über 80jährige. Dabei war es ein wahrer Knochenjob und alles andere als ungefährlich. Die Arbeiter mussten die Bäume im steilen Gelände fällen und auf vier Meter lange Blöcke zuschneiden. Das geschah im Winter und natürlich ohne das Zutun von Technik und Motorsägen. Die entasteten Stämme wurden mit dem Schlitten zu Sammelpunkten befördert. Bereits der Transport durch das unwegsame Gelände war nichts für Zartbesaitete. „Am liebsten war es uns, wenn es nicht zu trocken war, weil dann der Schnee gut schmierte und es schneller voranging“, erzählt er. Über tiefe Gräben und Schluchten bauten er und seine Kameraden Brücken aus Stämmen, sogenannte „Riesen“. So konnten die Bloche auch über unwegsame Passagen transportiert werden. 

Nur mit der ganzen Kraft der Fäuste konnten die Männer die Bremstatzen bedienen.

Mit dem ersten Schnee begann das Holzschlitten

Je ein Mann saß auf dem Gespann, das nur mit seinem Gewicht und den Bremstatzen über die steilen Hänge und Schneisen gefahren wurde. Nur mit der ganzen Kraft der Fäuste konnten die Männer die Bremstatzen (Lenkbremsen) bedienen. Die waren beidseitig an den Kufen befestigt und halfen dabei, das tonnenschwere Gefährt unter Kontrolle zu halten. Im Frühjahr, wenn die Ache genügend Wasser führte, traten die Holzstämme ihre Weiterreise auf dem Wasserweg bis nach Kramsach an. Die Brandenberger Holztrift war ein gefährliches Naturschauspiel und gleichzeitig ein ganz normaler Teil des damaligen Lebens. Bis 1966 nutzte man die Brandenberger Ache, um Baumstämme aus dem Hochtal zu transportieren. Wenn Walter Marksteiner sich an jene Zeit zurückerinnert, merkt man ihm an, wie viel Leidenschaft in seinen Erzählungen steckt. Es war zwar eine schwere Arbeit, aber die schönste Zeit in meinem Leben, sagt er.

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