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Maipfeifen schnitzen

Wie bastelt man eine richtig gute Maipfeife? Thomas Bertagnolli weiß um die bäuerlichen Traditionen...

Im Frühling, wenn alle Sträucher und Bäume voll im Saft stehen, ist die beste Zeit um ein Maipfeifchen zu bauen.
Thomas Bertagnolli, Museum Tiroler Bauernhöfe

Voll im Saft

Wie bastelt man eine richtig gute Maipfeife?

Einer, der diese Frage beantworten kann ist Thomas Bertagnolli. Der wissenschaftliche Leiter des Museum Tiroler Bauernhöfe und Mann für eigentlich eh alles, weiß nicht nur theoretisch um die bäuerlichen Traditionen.

"Im Frühling, wenn alle Sträucher und Bäume voll im Saft stehen, ist die beste Zeit um ein Maipfeifchen zu bauen", weiß Thomas und sucht im Dickicht des Museumsgeländes nach den passenden Ästen. Weide und Ahorn eignen sich am besten, da sie einfacher als Haselnussäste zu schälen sind. Ob man Erfolg hat, kommt auf viele Kleinigkeiten an. Insbesondere aber auf Geduld und Sorgfalt. Die Zweige der Weide sind grüngelb bis blaugrün und rutenförmig. Mit einem gut 2 cm dicken Weidenast kommt Thomas aus dem Dickicht wieder hervor.

 

Dem Strauch zuliebe

 

Ein langer, dünner Weidenast im Wandel

"Mit dünnen Weidenzweigen wurden früher auch Körbe geflochten", dringt der Historiker wieder in Thomas Erzählungen hervor. Zurück zur Maipfeife. Wichtig sei vor allem, dass man nicht den zentralen Ast auswählt, sondern einen Seitentrieb, der schnell wieder nachwachsen kann. Dem Strauch zuliebe – versteht sich. Mit dem langen, dünnen Weidenast setzt sich Thomas auf eine Holzbank. Vor ihm liegen die Höfe des Museums, die Sonne scheint und der Wind umspielt seine Haare. "Eine perfekte Kulisse fürs Schnitzen", scherzt Thomas. Traditionell mit dem Messer schneidet er den Ast auf eine Mindestlänge von etwa 10 cm. Eine glatte Rinde ohne Auswachsungen oder Astansätze ist hier wichtig. Etwa in der Mitte des Holzstücks schneidet er nun die Rinde einmal rundherum, sodass das Messer bis auf das Holz durchgeht.

Eine Familie spaziert gemütlich durch das Museum Tiroler Bauernhöfe und betrachtet dabei die alten Bauernhäuser  | © Alpbachtal Tourismus | shootandstyle

Unerbittliches Weichklopfen

Nun kommt der wichtigste und kritischste Teil:

Die Rinde muss weichgeklopft werden. Dabei darf sie auf keinen Fall springen. Thomas verwendet seinen Oberschenkel als Untergrund. Klopf, Klopf, Klopf. Mit dem Griff des Taschenmessers klopft er das Holz bis zum Einschnitt weich. Und das kann einige Minuten dauern.

„Maipfeifenschnitzen ist eine uralte Tradition. Der Pfiff ist sehr laut – damit haben Hirten oft ihre Herden zusammengetrieben. Die selbstgemachten Pfeifen galten als Kommunikationsmittel aber auch zur Unterhaltung und dem Zeitvertreib – man hat sich sein Spielzeug eben selbst gemacht“, erzählt Thomas während er beständig das Holz bearbeitet. Breit geklopft wie ein Schnitzel und fertig.

Der lauteste Ton ist der beste!
Thomas Bertagnolli, Museum Tiroler Bauernhöfe

Fingerspitzengefühl gefragt

Vorsichtig schneidet Thomas noch das Pfiffloch ein

"Irgendwo muss der Ton auch wieder raus". Mit der ganzen Handfläche dreht er vorsichtig die Rinde herunter. Auf keinen Fall mit Gewalt vorgehen, immer mit Geduld, sonst war alles umsonst. Die abgeschälte Rinde liegt nun neben dem nackten Hölzchen. Jetzt nur noch das Mundstück genau an der Stelle abgesägt werden, an der die Rinde vorne eingeschnitten wurde. In das abgeschnittene Mundstück schneidet er einen flachen Keil, durch den der Ton letztlich entsteht. Die Schnitzarbeiten wären damit erledigt.

Nun muss die Pfeife nur noch zusammengesetzt werden. Das Mundstück steckt er mit der abgeflachten Seite Richtung Pfeifenöffnung wieder in die Rindenhülle und diese auf das nackte Hölzchen. "Der lauteste Ton ist der beste", weiß Thomas und setzt seine Lippen auf die Flöte. Mit einem ohrenbetäubenden Pfiff zeigt die Maipfeife ihre Einsatzbereitschaft.

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