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So pflegt das Alpbachtal seine alten Osterbräuche

Wer sich zu Ostern im Alpbachtal aufhält, der merkt schnell – hier wird Tradition noch gelebt. Dabei zeigt sich die Tiroler Region wie gewohnt von ihrer besten Seite: bodenständig, aber keineswegs rückwärtsgewandt. Und wie die charakteristische Holzbauweise Alpbachs, so ist auch das Osterbrauchtum hier Ausdruck von Beständigkeit und Sinn für Gemeinschaft.

Eier färben wie früher

Künstliche Farben? Fehlanzeige.
Bereits die Bäuerinnen setzten vor langer Zeit auf Zwiebelschalen statt künstlicher Farben. „So haben das schon unsere Großeltern gemacht“, erklärt Katharina Hechenberger. Die Bäuerin vom Oberhaslachhof belegt die Eier mit Blättern aus dem Garten. Das Ei mit dem Blatt wird in einem Seidenstrumpf gewickelt und im Sud aus Zwiebelschalen gekocht. „10 Minuten reichen“, meint sie. Das Ergebnis? Filigrane Muster und ein goldbraunes Farbspiel.
 

Warum versteckt der Hase die Eier?

Die Kinder wissen: Der Osterhase bringt die Eier. Doch warum eigentlich?
Dr. Thomas Bertagnolli, Kustos des Museum Tiroler Bauernhöfe erklärt: „Früher galten Eier als wertvolle Fastenspeise. Zum Osterfest wurden sie gesegnet und verschenkt.“ Und damit die Kinder nicht gleich alle verputzten, wurden sie kurzerhand versteckt. Apropos Suchen: Am Ostermontag werden im Museum Tiroler Bauernhöfe 1000 bunte Eier im weitläufigen neun Hektar großen Gelände versteckt. Ein Spektakel für die ganze Familie, das sich mit Wissenswertem rund um die bäuerliche Kultur verknüpfen lässt. 
 

Palmsonntag: Buschen, Stangen und ein Esel

Am Palmsonntag ziehen Kinder mit kunstvoll gebundenen Palmbuschen zur Kirche.
Mädchen tragen bei den Prozessionen traditionell einen kleinen Palmbuschen, Buben eine lange Palmstange, die aus Öl- und Weidenzweigen und Palmkätzchen gebunden und mit bunten Bändern und süßen Bretzeln geschmückt sind. Die Zweige sollen Schutz bringen und erinnern an Jesu Einzug in Jerusalem. Die Buben protzen gerne mal mit der längsten Palmstange. Doch Vorsicht bei zu viel Übermut: Wem seine Plamstange umfällt, der gilt als Palmesel. Palmbuschen und -stangen werden geweiht und danach sorgfältig aufbewahrt. Sie sollen Haus und Hof nämlich das ganze Jahr vor Blitzschlag und Feuer schützen.
 

Eierpecken – das Duell der Eierschalen 

Ein Ostersonntag ohne Eierpecken? Unvorstellbar!
Zwei Spieler schlagen ihre hartgekochten Ostereier gegeneinander. Wessen Ei heil bleibt, der hat gewonnen. „Bioeier haben dickere Schalen“, verrät Bertagnolli seinen ultimativen Trick, „damit steigt die Siegerchance.“ Ein Brauch mit langer Geschichte. Schon im 17. Jahrhundert wetteten Bauern um das stabilste Ei.
 

Osterlamm und österliches Gebildebrot

Ob in süßer oder herzhafter Variante
Das Osterlamm gehört in Tirol auf den Tisch. Es symbolisiert Jesus Christus als „Lamm Gottes“. Ebenso traditionell ist das Gebildebrot. Dabei handelt es sich kunstvoll gebackene Teigfiguren in Form von Hasen, Kränzen oder Vögeln. „Gebildbrote waren früher Segensgaben“, erklärt Bertagnolli, „sie wurden verschenkt oder als Schutz für das Haus aufbewahrt.“

Ein spiritueller Oster-Tipp

Wer Ostern in besonderem Ambiente erleben will, der sollte die Basilika Mariathal besuchen. Der imposante Bau in Kramsach gilt als einer der schönsten Sakralorte Tirols und lädt zu stiller Einkehr ein.

Die alten Gebräuche Tirols laden alle, die daran teilnehmen, zu einer abenteuerlichen Reise in die Vergangenheit ein. Damals wie heute sind es die Bräuche und Rituale, die das Leben im Alpbachtal um besondere Facetten bereichern. Es lohnt sich, diese Welt zu entdecken.