Whiskygläser für James Bond
In dem Rattenberger Glasfachgeschäft „Glas Schwarz“ versteht man sich noch auf die hohe Kunst der „Kuglerei“. Was dieses selten gewordene Handwerk mit einem der coolsten Leinwandhelden verbindet, das erfährt man in Rattenberg...
Kuglerei? Das Wort hat so gar nichts mit dem Tiroler Dialektwort „kugln“, also fallen, zu tun...
In dem Rattenberger Glasfachgeschäft „Glas Schwarz“ versteht man sich noch auf die hohe Kunst der „Kuglerei“. Was dieses selten gewordene Handwerk mit einem der coolsten Leinwandhelden verbindet, das erfährt man in Rattenberg.
Wer sich für Glas interessiert, der sollte unbedingt das Fachgeschäft „Glas Schwarz“ in Rattenberg besuchen. Bereits im Jahre 1963 gründete Alois Schwarz dort eine Kuglerei. Was soll man als Laie darunter verstehen? Das Wort „Kuglerei“ hat so gar nichts mit dem Tiroler Dialektwort „kugln“, also fallen, zu tun. Um es in kurzen Worten zu sagen: Bei der Kuglerei handelt es sich um die hohe Handwerkskunst des Schleifens von Bleikristall. Was heute das Auge des Betrachters mit Eleganz und Schönheit verwöhnt, war ursprünglich eine Korrekturarbeit. Beim Abschlagen des Glases von der Glasmacherpfeife blieben oft kleine Bruchstellen zurück. An eben diesen Bruchstellen wurden kleine Kugeln in das Glas geschliffen und poliert. Mit der Zeit entstanden immer komplexere Muster aus Keilschnitten, die in das Bleiglas geschliffen wurden. Mittlerweile werden fast alle Produkte, die im Handel angeboten werden, maschinell hergestellt.
Nicht so im Glasfachgeschäft „Glas Schwarz“...
Die Kunst der Kuglerei wurde von einer Generation an die andere weitergegeben.
Handwerk in den richtigen Händen
1998 übergab der Gründer Alois Schwarz die Firma und ihr Know-how an seinen Sohn Alexander Schwarz. Und dessen Sohn Lukas erlernte ebenfalls das Handwerk. „Mein Sohn war österreichweit der einzige Lehrling für Kuglerei“ berichtet Vater Alexander Schwarz. „Heutzutage wird fast alles maschinell hergestellt. Zum Glück gibt es aber noch immer sehr viele Menschen, die Wert auf solide Handwerkskunst legen.“ Sohn Lukas hat an der Glasfachschule in Kramsach Glasbläserei und Kuglerei gelernt. Die Lehre hat er dann bei seinem Vater abgeschlossen. Aber weil diese Kunst nur noch sehr wenige Menschen kennen, war es gar nicht so einfach, eine Prüfungskommission für die Lehrabschlussprüfung zu finden. Inzwischen hat Lukas die Prüfung zum Kuglergesellen erfolgreich abgelegt.
Bei der Familie Schwarz ist es ganz normal, besondere Dinge für einzelne Menschen herzustellen.
Besonderes für besondere Menschen
Lukas sitzt produktiv am Brenner. Er bearbeitet das Glas so lange, bis es in die richtige Form gebracht ist. So entstehen unter anderem bunte Weihnachtssterne, die man sich ins Fenster hängen kann. Lukas liebt die Abwechslung von Glasblasen, schleifen, formen und gravieren. Nur mit viel Liebe zum Handwerk ist das alles zu schaffen, denn bis beispielsweise eine bunte Glasschüssel graviert ist, benötigt Lukas neun Arbeitsstunden. Die Liebe zu seinem Handwerk geht so weit, dass er in seiner Freizeit neue Dinge ausprobiert. Einmal hat er einer Freundin einen chinesischen Drachen aus Glas geformt „Ich habe mich völlig in der Arbeit verloren“, erzählt Lukas, „es hat mich so gefreut. Bei der Familie Schwarz ist es ganz normal, besondere Dinge für einzelne Menschen herzustellen. Auf Wunsch werden in alle Glasobjekte Sprüche oder Namen eingraviert.
Die Leidenschaft der Familie Schwarz für Glas ist über Generationen ungebrochen.
Leidenschaft für Glas bleibt ungebrochen
Als Bleikristall bezeichnet man dickwandiges Buntglas, in das per Gravur feine Schliffe gesetzt werden. „Mir hat das immer schon gefallen“, schwärmt Lukas, „diese Whiskygläser von James Bond, die waren doch richtig cool.“ Die Leidenschaft der Familie Schwarz für Glas ist über Generationen eben ungebrochen. Und alle arbeiten mit. Wenn Papa Alexander in der Glasfachschule unterrichten muss, dann übernimmt Lukas den Telefondienst. Und da kann es schon mal passieren, dass er beim Telefonieren darauf vergisst, die Schweißerbrille abzunehmen. Mama Siglinde bemalt die Gläser und Schwester Astrid macht gemeinsam mit der Oma die Buchhaltung.
Schleifen, was das Glas hält
Das Rohglas wird aus Tschechien angeliefert. Daraus entstehen dann Schnaps- und Trinkgläser, Vasen, Obstschalen, Teller, Tierchen und wunderschöner Schmuck aller Art. Die Familie Schwarz besitzt in Rattenberg zwei Geschäfte. Das 52er Haus ist die Glasbläserei. Im 28er Haus ist die Bleikristall-Manufaktur. Da sitzen Vater und Sohn so manche Stunde drin. Gemeinsam schleifen sie, was das Glas aushält. Und weil die Familie Schwarz noch immer genügend kreatives Potential hat, spielen alle im Sommer bei den Schlossbergspielen in Rattenberg Theater. Glück und Glas, wie schön ist das.
Glas Schwarz Alexander
Südtirolerstrasse 28
6240 Rattenberg
+43 5337 66098
kristallglas_schwarz@chello.at
www.glas-schwarz.at